Die PRIDE Saison ist eröffnet

Der frühe Vogel findet den Regenwurm. Einen Monat bevor offiziell der PRIDE Monat Juni startet, kann ich mit Stolz berichten, dass unsere diesjährige PRIDE Kollektion 2023 ab sofort bereits im Shop verfügbar ist. 

Warum PRIDE?

Mit dem Thema PRIDE fing vor rund einem Jahr das Kapitel meines Shops an. Und es könnte nicht naheliegender sein, ist doch PRIDE ein großer und wichtiger Teil meiner persönlichen Identität. Deswegen bedeutet das Thema PRIDE für mich so viel mehr, als einfach nur schöne Designs mit Regenbogen zu machen und zu verkaufen. Es ist ein Lebensgefühl, eine Lebensart, und vor allem Freiheit. Freiheit, so zu sein, wie man möchte, zu lieben, wen man möchte, jenseits irgendwelcher Gender-Grenzen. 

Heute mehr denn je

Die Geschichte von PRIDE ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst. Für uns Menschen in der aktuellen Zeit sind die Vorkommnisse am 28. Juni 1969 in New York am ehesten der Grund dafür, warum es heute PRIDE gibt (daher ist der offizielle PRIDE Monat auch jedes Jahr im Juni).

Damals standen Schwule und Lesben, die zu jener Zeit ständig in der Gesellschaft für ihre Art diskriminiert wurden, zum ersten Mal geschlossen auf, um sich gegen die Gewalt und die Unterdrückung zu wehren. Seitdem finden jedes Jahr tausende PRIDE Veranstaltungen wie der Christopher Street Day auf der ganzen Welt statt.

Weltweit? Leider nein!

Und auch wenn man vielleicht denkt, dass das Thema heute nicht mehr so relevant ist, so bleibt es nach wie vor ein großes gesellschaftliches Thema. Es gibt auch heute noch etliche Länder auf der Welt, in denen Menschen der PRIDE-Community nicht akzeptiert sind, in denen sie gefangen genommen und sogar getötet werden, weil sie so sind, wie sie sind. 

Und als schwuler Mann, der in Deutschland lebt, und der seit 24 Jahren offen geoutet ist, ist das Thema gesellschaftliche Akzeptanz nach wie vor nicht vom Tisch. Und meiner Meinung nach hat sich in diesen 24 Jahren auch ehrlich gesagt gar nicht so grundlegend viel geändert.

Sicher, wir können jetzt heiraten, können Kinder adoptieren und ein annähernd normales Leben führen. Aber es gibt sie doch, diese Momente der Ablehnung, Verachtung und leider auch Belustigung. 

War es früher besser?

Ich war im Vergleich zu heute eher ein Spätzünder. Gewusst, habe ich es immer. Aber als Jugendlicher in den 90ern war es eben nicht Gang und Gebe, dass man sich einfach so outet. Es gab auch keine Vorbilder. Man sah ab und an mal einen Schwulen im Fernsehen, und in der Familie wurde erst recht nicht über solche Themen gesprochen. Zu meiner Schulzeit wäre es undenkbar gewesen, mich vor den Klassenkameraden zu outen. 

Es war also ein schleichender Prozess, der rapide an Fahrt aufnahm, als ich über Bekannte eine Lesbe kennenlernte, die wie ich, relativ neu in dieser "Szene" unterwegs war. Aber, so waren wir wenigstens nicht mehr alleine und konnten gemeinsam diese Reise in die LGBTQ-Welt antreten. 

Bars, Restaurants, Clubs, etc. gab es hier in Stuttgart zum Glück ein paar. Immer schön an der Regenbogenfahne zu erkennen. Es war eine kleine, wenn auch versteckte, aber doch sehr schöne Welt, die mich in meiner Entwicklung als junger, schwuler Mann maßgeblich beeinflusst hat. 

Natürlich war nicht jede Erfahrung gut und manche Taten auch alles andere als sinnvoll, aber wenn man wissen wollte, wer man eigentlich ist, was man mag, worauf man steht, musste ich mir erstmal alles anschauen. 

Der erste CSD

Als es dann im Jahr 2000 zu meinem ersten CSD kam, freute ich mich wie ein Honigkuchenpferd. In der Stadt lag seit Tagen eine unbeschreibliche Euphorie. So viel Liebe, so viel Freiheit. Mittlerweile hatte sich auch mein Style komplett gewandelt. Von spießig bürgerlich zum kleinen Paradiesvogel mit Glitzer und Farbe im Haar. Und so tanze ich nun im Rock auf einem LKW durch die Stadt. Ich jubelte, ich sang, ich winkte den Leuten am Straßenrand zu. Irgendwann fiel mein Blick auf ein Fenster eines Hauses. Dort stand ein kleines Mädchen, vielleicht 8-9 Jahre alt. Als ich hochschaute legte ihre Mutter ihr die Hand vor die Augen, damit das kleine Mädchen uns nicht zuschauen konnte. 

In diesem Moment merkte ich zum ersten Mal, dass meine neue, bunte, heile Welt doch nicht ganz so heile war. Spätestens am Ende der Parade, war dann alles heile gänzlich verschwunden. Während ich zu Fuß Richtung Bahnhof lief, kreuzte ich die parallel stattfindende Demo einer sehr rechts orientierten Partei. Es war definitiv kein Zufall, dass diese am selben Tag stattfand. Und als ich die protestierenden Männer und Frauen sah, vorwiegend mit Glatze und Springerstiefeln, wollte ich nur eins: Weg, so schnell es geht.  

Noch heute beschäftigen mich diese Vorkommnisse. Klar, es war eine andere Zeit. Aber wenn man ein bisschen die letzten Jahre Revue passieren lässt, so bietet das Thema PRIDE nach wie vor, meiner Meinung nach, viel zu viele Kontroversen.

Kommerz vs. Solidarität

Von One Love Binden beim Fußball, über Attentate auf schwule Diskotheken in den USA. Und das in einer Zeit, die eigentlich so viel weiter sein sollte, als wie vor 24 Jahren. Und jedes Jahr aufs neue meint jedes x-beliebige Unternehmen, was im Grunde rein gar nichts mit PRIDE zu tun hat, das Logo in Regenbogenfarben erstrahlen zu lassen, um so Marketing wirksame Solidarität zu zeigen. Oder es wird die Regenbogenfahne am Rathaus gehisst. Ob das Ganze wirklich Solidarität ist, oder einfach nur Marketing und Kommerz, mag jedem selbst überlassen sein. Inklusivität geht über die Regenbogenfahne hinaus, oder?

Wenn man sich vorstellt, dass man vor 24 Jahren noch ganz schön suchen musste, um einen Autoaufkleber in Regenbogenfarben zu bekommen, während heute eine Google-Suche oder Amazon reicht, um sich PRIDE-technisch auszustatten. Der Zugang zu Internet & Co. hat da sicherlich seine Vorteile. Um jemanden kennenzulernen, der gleichgesinnt ist, reicht ein Swipe. Dafür muss man sich noch nicht mal die Haare machen und aufstylen ;-)

Wenn PRIDE, dann authentisch

Den meisten ist aber auch klar, dass mit der Kommerzialisierung von PRIDE zwar ein großes Angebot vorhanden ist, aber ein Blick dahinter lohnt sich doch. Was ist Marketing, und was ist echte Authentizität? 

Während Corona und Lockdown haben wir gesehen, wie wichtig es ist, lokal einzukaufen und damit die kleinen Einzelhändler und Shops zu unterstützen. Und das gleiche gilt für PRIDE gleichermaßen. Wenn du heute ein PRIDE Shirt bei einer großen Handelskette kaufst, dann sieht es optisch zwar nach PRIDE aus, aber was steckt dahinter? Billige Produktion, generische Designs aus Asien ohne wirklichen Bezug, keinerlei Authentizität. Also frage dich, was so ein PRIDE Shirt dann für die Community tut?

Das echte PRIDE Gefühl

Ich kaufe selbst auch die PRIDE inspirierten Produkte, vom Deo bis zum Trinkhalm. Und doch versuche ich, auch nachhaltig PRIDE zu kaufen. Bei kleinen Unternehmen, geführt von Mitgliedern der LGBTQ-Community. Ein Blick in die Bio oder in die "Über uns"-Seite eines Shops genügt, um sich von der Authentizität zu überzeugen. Jeder Kauf in so einem Shop unterstützt die Community und die Person dahinter, die viel Arbeit und Herzblut in das Thema PRIDE steckt und versteht, was sie tut. 

Und ich bin ganz ehrlich, ich liebe es, meine PRIDE Produkte auf der Straße zu tragen. Die Gesichter der entgegenkommenden Passanten zu beobachten, wie sie versuchen, das Wort PRIDE im Logo zu lesen. 

Meine eigenen Designs zu tragen macht etwas in mir. Es gibt mir so viel Kraft und Selbstbewusstsein. Und vor allem, ein gutes Gefühl. Das gute Gefühl, mich selbst und die Community würdig nach außen zu vertreten und stolz darauf zu sein, so zu sein, wie ich bin. 

Das ist es, was ich mit meinen Produkten, meinem Shop und mit mir selbst kommunizieren möchte. Und ich hoffe sehr, dass das da draußen auf den ganzen Kanälen, auf denen ich vertreten bin, auch so rüberkommt. Ich zwänge niemandem das Thema auf. Wer mit PRIDE nichts anfangen kann, kann jederzeit entfolgen. Doch wer mir folgt und wer bei mir einkauft, kann sich sicher sein, damit einen echten, authentischen Beitrag zum Thema PRIDE zu leisten. 

Und glaubt mir, das fühlt sich einfach mega an.

Jetzt habe ich viel über mich und meine Erfahrungen mit dem Thema PRIDE gesprochen. Mich würde brennend eure Sicht der Dinge interessieren. Wie geht ihr mit dem Thema PRIDE um? 

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